Serengeti Nationalpark
Serengeti, Tanzania
Das Gebiet der Serengeti umschließt den Serengeti-Nationalpark, welcher mit seinen 14.763 Quadratkilometer zu den größten und sicherlich auch den bekanntesten Nationalparks der Welt gehört. Außerdem ist er seit 1981 Teil des Weltnaturerbe der UNESCO sowie Biosphärenreservat (2.305.100 Hektar, 1.476.300 Hektar im Serengeti-Nationalpark). Die Serengeti wurde bereits 1929 teilweise zum Wildreservat (Serengeti Game Reserve) erklärt, um die Löwen zu schützen, die zuvor als Schädlinge angesehen wurden. 1940 wurde es zum Schutzgebiet (Protected Area) erklärt. 1951 gründete die tansanische Regierung den Nationalpark Serengeti, der auch den Ngorongoro-Krater einschließt. 1959 wurden die Regenzeitweiden der Gnus im Südosten der Serengeti am Ngorongoro-Krater vom Nationalpark abgetrennt und lediglich zum Wildschutzgebiet (Conservation Area) erklärt, in dem auch Massai-Hirten ihr Vieh weiden dürfen. Aus diesem Anlass entstand im selben Jahr der preisgekrönte Film Serengeti darf nicht sterben von Bernhard und Michael Grzimek.
Die Serengeti ist eine von Afrikas komplexesten und am wenigsten gestörten Ökosystemen, das sich zwischen staubiger Sommertrockenheit bis zu grünem Winter und üppigem Frühling bewegt. Im Mittelpunkt steht die Savanne mit verstreuten Akazien; zum Süden hin liegen weite offene Kurzgrasebenen; zum Norden hin von Dorngehölz bedecktes Langgrasland, entlang der Flüsse Galeriewald und im hügeligen westlichen Korridor umfangreiche Wälder und schwarze Lehmpfannen. Auf den welligen offenen Ebenen bildet kurzes Grasland die Hauptvegetation. Die Ebenen werden meist während strenger Dürre zur Wüste und sind anfällig für Lauffeuer, welche das kurze Gras tolerieren kann. Dies ist während der Regenzeit der Hauptlebensraum der wandernden Huftiere. Dominante Arten sind Digitaria macroblephara, Sporobolus marginatus und Sporobolus kentrophyllus – Indikatoren für überweidete und salzhaltige Böden. Der invasive und giftige Mexikanische Stachelmohn (Argemone mexicana) kann sich von Ngorongoro aus ausbreiten. In feuchten Gebieten kommen Riedgräser wie Kyllinga nervosa vor. Es gibt umfangreiche Akazienwaldland-Savannen im Zentrum die sich östlich von Ikoma ausdehnen und einige Galeriewälder entlang der Flüsse. Tieflandwaldungen beinhalten Commiphora africana, Acacia drepanolobium, Acacia gerrardii und Wüstendattel (Balanites aegyptiaca). Hochlandwaldungen bestehen aus Acacia lahai und Seyal-Akazie (Acacia seyal).
Die Serengeti beherbergt riesige Tierherden, die ausgedehnte, saisonale Wanderungen unternehmen. Es leben dort mehr als 1,6 Millionen Pflanzenfresser und Tausende von Raubtieren. Häufige Tiere in dieser Region sind Streifengnus (Connochaetes taurinus) (Bestand ca. 1,5 Millionen), Thomson- (Eudorcas thomsoni) und Grant-Gazellen (Nanger granti), Steppenzebras (Equus quagga) und Afrikanische Büffel (Syncerus caffer). Insbesondere die Gnus, Zebras, Thomson-Gazellen sowie Elenantilopen (Taurotragus oryx) und Leierantilopen (Damaliscus lunatus) sind für ihre ausgedehnten Wanderungen bekannt, die sie in Abhängigkeit von der Trocken- und Regenzeit unternehmen. Sie durchwandern seit dem Pleistozän im Laufe eines Jahres die komplette Serengeti von Norden nach Süden ins angrenzende Masai Mara und zurück. Die Herden wandern zwischen saisonalen Wasserquellen und dem Grasland, beginnend im Mai und Juni von den zentralen Ebenen zum westlichen Korridor und dann nordwärts, mehr zerstreut zwischen Juli und November.
Die Herden begleiten Raubtiere wie Löwen (Panthera leo) (gesamte Serengeti bis zu 3000 Tiere), Tüpfelhyänen (Crocuta crocuta), Streifenhyänen (Hyaena hyaena), Goldschakale (Canis aureus), Streifenschakale (Canis adustus) und Schabrackenschakale (Canis mesomelas). Die letzten Rudel der Afrikanischen Wildhunde (Lycaon pictus) verschwanden 1991. Einer Tollwutepidemie fielen drei Rudel zum Opfer, aber es gibt keine eindeutige Erklärung für das komplette Verschwinden. Es gibt große Antilopenherden mit einer Vielzahl an Arten. Im Grasland sind Elenantilope, Kleiner Kudu (Tragelaphus imberbis), Pferdeantilope (Hippotragus equinus), Bleichböckchen (Ourebia ourebi), Grant-Gazellen, Kuhantilope (Alcelaphus buselaphus), Steinböckchen (Raphicerus campestris), Leierantilope und Spießbock (Oryx gazella); auch der Afrikanische Büffel vorkommend. In den Waldungen sind Warzenschwein (Phacochoerus africanus), Buschbock (Tragelaphus scriptus), Sitatunga (Tragelaphus spekii), Kronenducker (Sylvicapra grimmia), Impala (Aepyceros melampus) und Kirk-Dikdik (Madoqua kirkii) zu finden. In den Sümpfen kommen Riedbock (Redunca redunca) und Wasserbock (Kobus ellipsiprymnus) vor. Inmitten von Ascheplateaus mit einzelnen Granitfelsen sind Klippspringer (Oreotragus oreotragus) genauso wie Giraffen (Giraffa camelopardalis) und Anubispaviane (Papio anubis); und in den Bergen Bergriedböcke (Redunca fulvorufula) anzutreffen.
Andere charakteristische größere Säugetiere sind der Leopard (Panthera pardus), der Gepard (Acinonyx jubatus) (VU), der Karakal (Caracal caracal), der Afrikanische Elefant (Loxodonta africana) (VU), geschätzte Anzahl 1.357 im Jahr 1994, das Spitzmaulnashorn (Diceros bicornis) (vom Aussterben bedroht – heute nur noch sehr wenige) und das Flusspferd (Hippopotamus amphibius) (VU).
Der Nationalpark liegt auch innerhalb eines weltweit bedeutenden Vogelverbreitungsareals mit endemischen Arten. Über 500 Vogelarten schließen 34 Raubvogelarten und 6 Geierarten sowie Ansammlungen von über 20.000 Wasservögeln ein. Folgende Arten kommen vor (VU=vulnerable=gefährdet): Afrikanischer Strauß (Struthio camelus), Dickschnabelreiher (Ardeola idae), Marabu (Leptoptilos crumeniferus), Zwergflamingo (Phoenicopterus minor), Schreiseeadler (Haliaeetus vocifer), Raubadler (Aquila rapax), Rötelfalke (Falco naumanni) (VU), Steppenweihe (Circus macrourus), Sekretär (Sagittarius serpentarius), Graubrustfrankolin (Francolinus rufopictus), Helmperlhuhn (Numida meleagris), Südafrika-Kronenkranich (Balearica regulorum gibbericeps), Choriotis kori struthiunculus, Stelzenläufer (Himantopus himantopus), Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta), Doppelschnepfe (Gallinago media), Schwarzflügel-Brachschwalbe (Glareola nordmanni), Schwarzflügelkiebitz (Vanellus melanopterus), Wermutregenpfeifer (Charadrius asiaticus), Weißflügelseeschwalbe (Chlidonias leucopterus), Lachseeschwalbe (Sterna nilotica), Pfirsichköpfchen (Agapornis fischeri), Milchuhu (Bubo lacteus), Südlicher Hornrabe (Bucorvus leadbeateri), Gelbschnabel-Bartvogel (Trachyphonus purpuratus), Rostkehlmeise (Parus fringillinus), Grauschopf-Brillenwürger (Prionops poliolophus) (VU), Apalis karamojae (VU) und mehrere mit endemischer Verbreitung so z.B. der Rotschwanzweber (Histurgops ruficauda).
Reptilien beinhalten das Nilkrokodil (Crocodylus niloticus), den Nilwaran (Varanus niloticus), die Nördliche Felsenpython (Python sebae), die Afrikanische Speikobra (Naja nigricollis) und die Puffotter (Bitis arietans). Auf den Kopjes genannten großen Felskuppen lebt die revierbildende Echsenart Agama mwanzae.